Statusbericht 06/2017

Ganz dem Wetter Ende Juni entsprechend war auch mein Schreibmonat wechselhaft. Es begann vorwiegend sonnig, wurde dann aber zunehmend von Schauern durchzogen. Jetzt am Ende weiß ich nicht recht zu sagen, ob mein Fazit positiv oder negativ ausfallen soll.

Endlich wieder schreiben

Nun ja. Genau genommen ist meine Schreipause gar nicht so lange - immerhin habe ich die letzten Monate bei der Überarbeitung der Raubritter die meisten Kapitel vollkommen neu geschrieben.

Als ich jetzt im Juni mit den Winterkriegern begann, war es dennoch anders, denn es ist eins, bestehende Texte neu zu verfassen, und etwas ganz anderes, eine völlig neue Geschichte zu schreiben. Anfangs trug mich noch die typische Beginnereuphorie, dann wurde der Text zunehmend lückenhafter.

Angefangen bei einer Schlacht, denn Kampfszenen sind bei mir immer problematisch - vor allem in der Rohfassung. Wortwiederholungen, steife Formulierungen, Herumgehopse, bis ich schon während des Schreibprozesses die Lust daran verliere und die Szene mit wenigen Worten abschließe.

 

In einem super Manöver besiegt Eyvind seinen Feind, muss sich aber trotzdem zurückziehen. Als sie erneut angreifen, gewinnen sie die Schlacht und jagen die anderen quer übers Feld.

 

Für eine Rohfassung mag das reichen, wenn ich aber einmal so anfange, wird mein Arbeitsstil zunehmend unordentlicher, bis eigentlich Kapitel für Kapitel neu geschrieben werden müssten. Sobald ich das merke, verliere ich die ganze restliche Euphorie, denn was soll ich eine Geschichte zu Papier bringen, die ich dann sowieso nochmal völlig neu schreiben muss?

Nach der Kampfszene verhakte ich mich in der Chronologie, ein Charakter beschritt einen unvorhergesehenen Weg, mit dem ich alles andere als zufrieden bin, ich weiß aber nicht, wie ich es rauslösen soll; weitere löchrige Szenen haben sich angehäuft - kurzum: Irgendwie geht mir das System flöten.

 

Gleichzeitig stiert mich die Überarbeitung der Raubritter so vorwurfsvoll an. Ich wollte da unbedingt weiter machen, um nicht erneut den Faden zu verlieren, aber da so bald kein Ende absehbar ist, erwische ich mich auch hierbei nur immer wieder, wie ich Kapitel für Kapitel lese, alles schlecht finde, aber mir keine hilfreichen Notizen dazu mache ... eh alles neu schreiben.

Was für ein Blödsinn.

Auf zu neuen Genregefilden

Tja, und schließlich hatte ich die glorreiche Idee, mich mal in einem neuen Genre zu versuchen. Diverse Ideen und Szenen hatte ich bereits im Kopf - ich wollte endlich ausprobieren, ob ich einen Gegenwartsroman schreiben könnte.

Schon in der Vorphase ergaben sich hierbei mehrere Schwierigkeiten. Zum einen hatte ich Schwierigkeiten damit, Ideen zu sammeln. Mir fiel partout nichts ein, was den Plot ins Rollen bringen könnte, was den Leser fesseln könnte, all diese Einschränkungen unserer Welt, die ich so abstoßend finde, wurden für die Geschichte noch viel abstoßender, weil plötzlich nicht mal mehr meine Gedanken frei waren.

Zum anderen rutschte ich ständig ins Autobiographische ab. Immer wieder wollten bekannte Personen auftreten, vertraute Handlungsorte eine Rolle übernehmen, Erlebtes aufgearbeitet werden. Tatsächlich haderte ich beispielsweise lange mit dem Beruf meines Protas. Ich wollte ihn nicht täglich auf die Arbeit schicken und dort hinter ihm die Tür schließen, während der Leser draußen wartete. Nein, die meisten Menschen verbringen gut ein Viertel oder Drittel ihres Lebens mit ihrem Beruf, folglich muss er auch im Buch eine gewisse Rolle spielen. Und welchen Beruf kann ich da wählen? Irgendeinen Bürojob? Schwerlich, da ich mich immer frage, was Sekretäre denn den lieben Tag dort treiben. Handwerker? Wo ich überhaupt keine Ahnung von den Abläufen habe? Von den Fachbegriffen? Was blieb mir also anderes als einer der Berufe, die ich bereits ausgeübt habe?

 

Als ich irgendwann an dem Punkt war, wo ich einen ganz netten Plot hatte, Charaktere, die nicht gerade aus meinem eigenen Leben herausgeschnitten worden waren, und einen passenden Beruf für meinen Protagonist, begann ich mit dem Schreiben.

Nein, falsch. Zuerst zermarterte ich mir fünf Tage lang das Gehirn darüber, wo das erste Kapitel beginnen sollte und was darin stattfindet. Irgendein Konflikt. Aber der Hauptkonflikt kommt erst in Kapitel 2. In Kapitel 1 brauche ich einen Konflikt, der mich über die Schleppe zwischen den beiden Höhepunkten des Hauptkonfliktes trägt ... Als ich endlich einen Anfang hatte, begann ich.

Anderthalb Seiten. Dann habe ich aufgegeben. Sinnloses Blabla, Geplänkel zwischen den Figuren, ich war selbst dermaßen gelangweilt, dass ich mir die Frage, ob der Leser es spannend finden würde, gar nicht zu stellen brauchte. Als ich dann auch noch entdeckte, dass mein Schreibstil zum Davonlaufen war, habe ich die Datei nicht wieder geöffnet.

 

Und ich bin nicht sicher, ob ich sie jemals wieder öffnen sollte.

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